Kannst Du Dir vorstellen, wie viele Menschen, die zu mir in die Ergotherapie kommen denken, dass wir ausschliesslich mit Gewichten und körperlichen Übungen trainieren? Diese Menschen haben eine genaue Vorstellung und die Erwartung, dass sie auf dem ihnen bekannten und gefühlt einzigen Weg ihr Ziel erreichen müssten. Und sie scheitern.
Warum ist das so?
Ein Mensch besteht aus seinem Körper, seinen mentalen Fähigkeiten und seelischen Anteilen. Er bewegt sich als Ganzes durch seine Umwelt und interagiert mit dieser. Das heisst, kann ein Mensch seine Umwelt nicht an sich anpassen, so muss er im Sinne einer erfolgreichen Alltagsbewältigung sich an seine Umweltbedingungen anpassen. Dazu sind verschiedene Ressourcen notwendig. Wenn also z.B. ein Überlastungssyndrom in Form einer Sehnenscheidenentzündung vorliegt und der/ die Betroffene erwartet, dass diese mit noch mehr körperlicher Belastung (in Form von Training) behandelt wird, können die Beschwerden anhalten oder massiver werden. So wie wir als Mensch die Anteile "Körper", "Geist" und "Seele" vereinen, tragen genau diese Anteile auch bei der Veränderung (hier Genesung) eines Zustands bei. Damit alle Anteile eines Menschen ausbalanciert sind, ist es notwendig, sich bei der Behandlung von Dysbalancen allen Anteilen zuzuwenden.
Als Ergotherapeutin analysiere ich zunächst mit Dir Deinen Alltag. Welche Aufgaben, Anforderungen und Bewegungen werden bewältigt? Wie ist Dein Energiemanagement? Wie gestaltest Du Pausen? Interessant ist, dass einige Personen diese Fragen gar nicht beantworten können. Sie haben nicht gelernt, wie sie ihre Aufmerksamkeit nach innen richten oder im Trubel des Alltags verlernt, sich selbst wahrzunehmen.
Oft setze ich in diesen Fällen in der ergotherapeutischen Behandlung Achtsamkeit als Werkzeug ein. Es kann zur Verbesserung der Konzentration und des Körperbewusstseins beitragen, helfen Stress abzubauen und die emotionale Regulation zu fördern. Die Integration von Achtsamkeitspraktiken in der Ergotherapie ermöglicht die erlernten Fähigkeiten auch ausserhalb der Therapie anzuwenden und somit nachhaltig positive Veränderungen herbeizuführen.
Anleitung für Deinen Moment der Achtsamkeit
Suche Dir einen gemütlichen/ passenden Ort und plane Dir etwas Zeit ein. Du kannst sitzen, liegen, stehen, spazieren... Achtsamkeit kannst Du überall praktizieren. Probiere aus, ob es für Dich am Anfang einfacher ist, einen Ort mit wenig Ablenkung und Reizen von aussen zu wählen. Wenn Du möchtest, schliesse Deine Augen und atme tief ein, sodass sich Dein Bauch nach aussen wölbt, halte den Atem an und lass ihn wieder ausströmen. Wiederhole das noch zwei Mal. Finde allmählich Deinen eigenen Atemrhythmus. Sei offen für das, was jetzt kommt und lass Dich davon überraschen - Du kannst nichts erwarten und nichts willentlich herbeiführen!
Nimm Dich wahr, ohne zu bewerten Stell Dir vor, Du machst eine Bestandsaufnahme aller inneren und äusseren Wahrnehmungen, z.B. ein Zucken Deines Muskels, ein aufblitzender Gedanke, das Gefühl, wie die Sonnenstrahlen auf Dein Gesicht treffen, usw. Du nimmst hier eine Beobachterposition ein. Achtung: "Schmerz" ist eine Bewertung, keine Wahrnehmung.
Akzeptiere Deine Wahrnehmung Es spielt keine Rolle, was hätte sein können, wie Du es hättest besser machen müssen und was Du nun als nächstes vorhast. Verbleibe mit Deiner Wahrnehmung im Hier und Jetzt, dankbar für die Erkenntnisse, die Körper, Geist und Seele Dir rückmelden.
Nimm Deine Bedürfnisse wahr Jetzt komm' ins Handeln: was hast Du wahrgenommen und wie zufrieden warst Du mit den gewonnen Eindrücken? Gibt es etwas, was Du verändern möchtest? Und was darf so bleiben, wie es ist?
Kommuniziere Deine Bedürfnisse Für eine Veränderung kannst Du Ziele ableiten oder gegenüber anderen achtsam kommunizieren.
Probiere aus und reflektiere und wiederhole

Neben geführten Meditationen, Atemtechniken oder Body-Scan kann auch ein Genusstraining oder basale Stimulation in der Ergotherapie zur Anwendung kommen.
Was bringt Achtsamkeit im Alltag?
unterstützt den Umgang mit Stress, z.B. bei Panikattacken
kann Gedankenschleifen durchbrechen und so z.B. das Einschlafen verbessern
Steigerung des Selbstbewusstseins: Du entwickelst Dir gegenüber ein Bewusstsein und vertrittst Deine Bedürfnisse auch im Kontakt mit anderen Personen
eine regelmässige Achtsamkeitspraxis schenkt Dir nachhaltige Pausen und Entspannung im Alltag
Steigerung der Resilienz: durch die bewusste Wahrnehmung von Gedanken, Gefühlen und Körperempfindungen lernst Du, Deine Ressourcen effektiver einzusetzen und Herausforderungen in Deinem Sinne zu meistern
Achtsamkeit bringt Aktivität in Dein Leben, Du gestaltest und entscheidest über Deine Zukunft
Sei geduldig mit dir selbst. Die Entwicklung einer achtsamen Praxis braucht Zeit und Übung. Hole Dir gern Unterstützung und probiere verschiedene Techniken aus. Mit der Zeit findest Du heraus, welche Umgebung hilfreich ist.
Achtsamkeit in der Ergotherapie für Deinen Alltag - ein interessantes Thema. Wenn Dir dieser Beitrag gefällt, klick auf's Herz. Gerne hinterlasse mir auch einen Kommentar oder nimm für weitere Informationen persönlich Kontakt zu mir auf.
Herzliche Grüsse
Theresa
Comments